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Die Hatzfeldt: Premiere – die zweite

Premiere – die zweite: Wieder ganz neu war die Aufführung „Die Hatzfeld“ im Rahmen der Schlossfestspiele zu erleben. Nach der Uraufführung im Vorjahr verliehen zur zweiten Auflage frische Gesichter dem Stück auch wieder andere Facetten. Während in 2017 die gebürtige Athenerin Vasiliki Roussi die Titelrolle sang und spielte, ist diesmal Sanni Luis als „die Hatzfeldt“ zu erleben. Mit der ebenso talentierten wie erfahrenen Musicaldarstellerin haben die Macher eine gute Wahl getroffen.

Die Vorstellung begann bei Tageslicht und endete bei Nacht – auch das prägte die Atmosphäre.

Während die Premiere der letztjährigen Aufführung von vorn bis hinten in strömendem Regen ihren Verlauf nahm, waren die Wetterverhältnisse dieses Mal perfekt: angenehme Temperatur, lauer Sommerabend, Schatten von der Burg und ein leichtes Lüftchen schufen ideale Rahmenbedingungen für das kulturelle Glanzlicht.

Das Landgrafenschloss: perfekte Kulisse für das Ensemble.

Zu gut drei Vierteln war die Premiere ausverkauft. Und die rund 300 Gäste verfolgten interessiert das Stück um die Sophie von Hatzfeldt, die bei aller Anmut sicherlich auch ein sehr resolutes Frauenzimmer war. Mitten im 19. Jahrhundert als Frau für die eigene Unabhängigkeit und eigene Rechte kämpfen und sich mit Macht aus den Fesseln einer unglücklichen Zwangsehe zu befreien – das macht sie nicht zuletzt zu einer ganz frühen Vorreiterin in Sachen Emanzipation der Frau. Selbst  ihre eigenen Kinder und Geschwister lehnen sich gegen sie auf. Das Premierenpublikum war gleichermaßen von Handlung wie Inszenierung beeindruckt.

Auch die Kostümbildner hatten ganze Arbeit geleistet und dazu beigetragen, das Flair dieser Epoche aufleben zu lassen.

Aber nicht nur die „ganz Großen“, sondern auch die jungen Darsteller, auch und gerade die aus der Region stammenden, wussten absolut zu überzeugen. Hier sei Sarah Strunk zu nennen, die als Lisbeth glänzen konnte. In den vergangenen Jahren wirkte sie schon bei „Eingefädelt“ und „Der Postraub“ mit, womit sie ja fast schon  ein bisschen „alter Hase“ im positiven Sinn ist.

Sanni Luis spielt aktuell die Titelrolle und wusste an der Seite ihrer Kollegen zu überzeugen.

Sarah arbeitet als Sachbearbeiterin beim Lahn-Dill-Kreis. Sie tanzt seit ihrem dritten Lebensjahr und hat Bühnenerfahrung.

Gefühls- und Gedankenwelt einer besonderen Epoche

Einer der wichtigsten Persönlichkeiten ist des Weiteren Friedrich Lassalle: Der im Nordschwarzwald geborene Bariton Gunnar Frietsch verkörpert den streitbaren und liebestollen Vorreiter der Sozialdemokratie nicht minder beeindruckend als im Vorjahr.
Peter Hohenecker wurde als Karl Marx abgelöst durch Christian Theodoridis. Und als Otto von Bismarck agiert aktuell Thomas Huth. Und Yngve Gasøy-Romdal mimt an der Seite Sanni Luis den Wilhelm Rüstow – wir berichteten bereits darüber.
Die Gefühls- und Gedankenwelt dieser besonderen Epoche zur Mitte des 19. Jahrhunderts füllte den Schlosshof an diesem Premierenabend. Und so gab es verdienten Applaus für ein Musical das den Vergleich mit den „großen“ nicht zu scheuen braucht und sein ganz eigenes, besonderes Flair hat. Musicalprofis und regionale Talente haben sich einmal mehr zu einem Ensemble zusammengefunden, das  sein Publikum mitzureißen versteht. Am 4. und 5. sowie am 10., 11. und 12. August ist „Die Hatzfeldt“ jeweils ab 20 Uhr nochmals zu erleben. Und es gibt aktuell auch noch Restkarten.

Auch die Vielzahl der Protagonisten machte den Reiz des Musicals aus. (Fotos: Redaktion)

Sollte man gesehen haben – vor allem hinsichtlich des Umstands, dass das bemerkenswert dargebotene Musical von Birgit Simmler und Paul Graham Brown auf regionalen, historischen Begebenheiten beruht. Die Schlossfestspiele haben sich innerhalb einer unglaublich kurzen Zeit von nur fünf Jahren einen beachtlichen Ruf erworben. Und wer dachte, ohne Birgit Simmler geht es nicht… Es geht. Die Kulturfrau hat in den zurückliegenden Jahren die Festspiele geprägt. Hat organisiert, die Stücke geschrieben und Regie geführt. Letzteres hat jetzt nach ihrem Weggang Biedenkopfs neuer Kulturreferent Frank Johannes Wölfl in Händen. Der studierte Kulturwissenschaftler hat die Schlossfestspiele schon 2017 an der Seite seiner Vorgängerin miterlebt, teilweise mitgearbeitet und war somit gut gewappnet.