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Langjähriger Breidensteiner Pfarrer Klaus Koch ist gestern gestorben

Klaus Koch ist gestern gestorben. Klaus Kordesch (Öffentlichkeitsarbeit im Dekanat) schreibt über den Theologen folgendes: Am liebsten wäre er damals sofort wieder fortgegangen aus Breidenstein, so „abgeschnitten von der Welt“ kam Klaus Koch die Gegend vor, in die es ihn da 1964 als jungen Pfarrvikar verschlagen hatte. „Wir waren der festen Überzeugung: Hier bleiben wir keinen Tag länger als unbedingt nötig“, erinnert sich der Theologe 1989, als er schon 25 Jahre lang Seelsorger in der Gemeinde war. Er blieb es bis zu seiner Verabschiedung in den Ruhestand zum 1. Juli 1997.

Klaus Koch ist am gestrigen Dienstag im Alter von 84 Jahren in Marburg gestorben. (Fotos: Privat)

Und er war der Gemeinde auch in den mehr als zwei Jahrzehnten, die ihm noch bleiben sollten, sehr verbunden. Ob Festgottesdienste anlässlich Goldener Konfirmationen oder Bestattungen von Gemeindemitgliedern – er wurde bis zuletzt immer wieder gerne eingeladen und kam gerne von seinem Wohnort Caldern zurück an seine ehemalige Wirkungsstätte.

Fremder Frömigkeitsstil hat gestört

Am Hinterland habe den Theologen anfangs „nicht nur die Abgeschiedenheit, sondern auch die Begegnung mit einem mir bis dahin völlig fremden Frömmigkeitsstil“ gestört, erinnert sich Kordesch. Die beiden Jahre zuvor hatte Koch im Anschluss an sein Theologiestudium in Bethel und Heidelberg als Pfarrvikar in Steinfischbach im Taunus gearbeitet, wo er im Mai 1962 auch ordiniert worden war. Als aus der Pfarrvikarstelle „Breidenbach III“ wenig später die Pfarrstelle Breidenstein und Klaus Koch 1965 zum „Pfarrer auf Lebenszeit“ wurde, arrangierte er sich zusehends mit seinem Dienstort. Ihm sei es wie vielen Hinterlandpfarrern gegangen, schrieb er 1989: „Erst will keiner her, und dann geht keiner mehr fort.“ Da war ihm schon „der Gedanke, woanders leben zu müssen, noch unvorstellbarer geworden.“

Viel zu bauen
und auch zu erhalten

In seine lange Dienstzeit fielen der Umbau des wegen des neuen Bürgerhauses nicht mehr benötigten Gemeindesaals in einen Kirchenraum und die Anschaffung der neuen Orgel 1965 sowie der Bau des mit vier Glocken ausgestatteten Glockenturms 1968. Auch in den damaligen Filialorten Quotshausen und Wolzhausen gab es viel zu bauen und zu renovieren, und als die beiden Orte im Zuge der pfarramtlichen Neuordnung 1982 gegen Wiesenbach „eingetauscht“ wurden, ging es dort gleich damit weiter. 1991 und 1992 stand mit dem Bau des heutigen Kindergartens in Breidenstein der nächste Kraftakt in dieser Hinsicht an.

33 Jahre in
Breidenstein gelebt

„Auf den Tag genau war ich 33 Jahre Pfarrer in Breidenstein“, vermerkte der Theologe in der Pfarrchronik, als er im Juni 1997 mit einer Feier am Breidensteiner Perfstausee in den Ruhestand verabschiedet wurde. Von 1969 bis 1975 bestimmte er als stellvertretender Dekan die Geschicke des Evangelisch-lutherischen Dekanats Biedenkopf mit, an dessen Spitze er dann von 1975 bis 1984 gewählt wurde. Außerdem gehörte Koch eine Wahlperiode lang der Synode der Landeskirche an und arbeitete im Rechtsausschuss mit. Vier Jahre lang war er zudem Mitglied des Pfarrerausschusses, der deren Interessen gegenüber der Kirchenleitung und -verwaltung vertritt. Nach seinem Eintritt in den Ruhestand fand Koch eine neue Heimat in Marburg, wo er viele Gottesdienste in der Universitätskirche leitete und sich für die Traditionspflege der Evangelischen Messe an dieser Kirche einsetzte. Von 2002 bis 2009 war er Konventsältester der Evangelischen Michaelsbruderschaft in Hessen. 2012 konnte er sein 50-jähriges Ordinationsjubiläum in der Universitätskirche feiern.

Verdienste um
die Diakoniestation

Ein Herzensanliegen für Klaus Koch war auch die heute in Biedenkopf beheimatete Diakoniestation Wallau, deren Gründung er 1978 gegen manche Widerstände betrieb, nachdem immer weniger Diakonissen für die bis dahin üblichen Schwesternstationen auf den Dörfern zur Verfügung standen. Für seine Rolle als „Geburtshelfer“ der Station und deren Zweigstelle in Allendorf/Eder, die er später als Vorsitzender des Vorstands auch leitete und weiterentwickelte, zeichnete ihn das Diakonische Werk 20 Jahre später mit der höchsten Auszeichnung des Verbands auf Bundesebene aus: 1998 verlieh es ihm das Kronenkreuz in Gold für seine Verdienste um die Diakoniestation, die kürzlich in Dodenau schon ihr 40-jähriges Bestehen gefeiert hat. Da konnte Klaus Koch zu seinem großen Bedauern aus gesundheitlichen Gründen schon nicht mehr dabei sein.

Beerdigung in Breidenstein

„Dankbar bin ich gegen Gott, der seinen Segen zu meinem Tun gegeben hat, denn was hier gewachsen ist, ist ja letztlich nicht mein Werk“, hat Klaus Koch 1989 geschrieben und sich gewünscht, dass ihm „noch einige Jahre segensreichen Wirkens in Breidenstein und Wiesenbach, im Breidenbacher Grund und im Dekanat Biedenkopf gegeben sind.“ Am Ende sind es fast 30 Jahre geworden: Pfarrer i. R. Klaus Koch ist gestern (23. Oktober) im Hospiz Marburg im Alter von 84 Jahren gestorben. Er wird am Samstag, 27. Oktober, auf dem Friedhof in Breidenstein zu Grabe getragen. Die Trauerfeier beginnt um 13 Uhr.