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Unterricht im Kuhstall

Tatsächlich fand jetzt der Unterricht des Erdkunde-Leistungskurses am Städtischen Gymnasium Bad Laasphe jüngst in einem Kuhstall statt. Das Lehrbuch wich einem landwirtschaftlichen Betrieb: Unterricht zum Anfassen sozusagen.

Der Unterricht des Erdkunde-Leistungskurses am Gymbala fand jetzt in einem Kuhstall in Buchenau statt. (Fotos: privat)

Zuvor hatte der Leistungskurs von Joris Pfahler im Rahmen des Unterrichts das Thema „Landwirtschaftliche Strukturen in verschiedenen Klima- und Entwicklungszonen“ behandelt. Dabei erarbeiteten die jungen Geographen unter anderem, wie sich die Strukturen in der deutschen Landwirtschaft in den vergangenen 60 Jahren entwickelten. Einsetzende Mechanisierung, Spezialisierung und Intensivierung der Landwirtschaft waren dabei zentrale Begriffe und Prozesse, die die Schülerinnen und Schülern analysierten und definierten.

Ganz praktisch

Pfahler erkannte in diesem thematischen Kontext Potenzial, das erlernte Wissen von der Theorie in die Praxis zu transferieren, zumal auch ein Schüler des Leistungskurses selbst in der Landwirtschaft tätig ist. So entwickelten die Schülerinnen und Schüler in Vorbereitung auf die anstehende Exkursion Expertenfragen, die sie vor Ort stellen wollten, um mehr über den landwirtschaftlichen Betrieb sowie über den Schwerpunkt der Milchviehwirtschaft in Erfahrung zu bringen.

Nach Buchenau

So ging’s schließlich zum Betrieb der Familie Scheu in Buchenau. Sebastian Scheu wechselte mit Ankunft auf dem Betrieb seine Rolle vom Leistungskursschüler zum fachkundigen Experten für Landwirtschaft und führte die Gruppe über den Hof. Seine Führung ermöglichte Einblicke in die Arbeit eines Landwirten in der Milchviehwirtschaft vom Anbau des Futter über die Aufzucht der Kälber bis hin zum Melken und Verkauf der Milch.

Kühe haben Namen

Strukturdaten zum Betrieb sowie seine Veränderungen im Laufe der letzten 50 Jahre waren Thema. Die Schüler brachten in Erfahrung, dass die Zahl der Milchkühe auf dem Hof Scheu in den vergangenen Jahrzehnten von acht auf über 100 angestiegen ist und somit eine klare Spezialisierung auf Milchviehhaltung vollzogen wurde. Auch auf durchaus kritische Fragen, etwa zu möglichen Diskrepanzen zwischen Tierwohl und Wirtschaftlichkeit, konnte Sebastian fachkundig antworten. Dabei wurde schnell deutlich, dass eine Milchkuh auf dem heimischen Hof mehr als nur ein Nutztier ist und viel Wert auf das Wohlergehen eines Tieres gelegt wird. So ist das Durchschnittsalter der Milchkühe, die im übrigen alle mit Namen angesprochen werden, mit etwa sechs Jahren etwa doppelt so hoch wie der hessische Durchschnitt.

Interessant und abwechslungsreich: Darin waren sich alle einig.

Im Anschluss an die Betriebsführung erwartete Frau Scheu die Besuchergruppe mit einer selbstgekochten Gulaschsuppe. Das Besondere daran war nicht nur der vorzügliche Geschmack, sondern auch, dass die Suppe mit hofeigenem Rindfleisch zubereitet wurde. Allen Teilnehmern der Exkursion wurde so eindringlich bewusst, dass für den alltäglichen Fleischkonsum Tiere ihr Leben lassen müssen – ein Aspekt, der bei dem täglichen Überangebot an Fleisch im Supermarktregal schnell mal in Vergessenheit gerät.
Eine abwechslungs- und lehrreiche Exkursion, die zu einem vertiefenden Verständnis der Strukturen und Prozesse in der deutschen Landwirtschaft beitragen konnte: Darin waren sich alle einig.