Besondere Stücke: Tonkrüge vom Grenzgang 1950
Ein Bierkrug in üblicher Größe, ein Miniatur-Bierkrug und ein Miniatur-Ausschenkkrug: drei besondere Andenken an den Grenzgang 1950 und Exponate des Monats August. Passend zum Grenzgang hat das Hinterlandmuseum Schloss Biedenkopf diese Krüge ausgewählt. Bierkrüge als Andenken sind und waren schon damals beliebte Objekte, erfüllen sie doch auch einen praktischen Nutzen.
Von Ingeborg Schneider
Gestiftet wurden die Objekte an das Hinterlandmuseum im kreiseigenen Schloss Biedenkopf von Ingeborg Schneider aus Dautphetal, die bereits zahlreiche Exponate an das Museum gegeben hat. Nach 1935 fand das Grenzgangsfest in Biedenkopf zum ersten Mal wieder im Jahr 1950 statt. Um den Sieben-Jahres-Rhythmus einzuhalten, hätte ein Fest während des Zweiten Weltkrieges (1939 bis 1945) im Jahre 1942 stattfinden müssen; es fiel verständlicherweise aus. Das Jahr 1949 wäre das nächste Grenzgangsjahr gewesen, doch aufgrund der Nachkriegsnot und der Währungsreform von 1948 wurde das Fest um ein Jahr verschoben. 1950 wurde übrigens auch das Grenzgangslied „Aus Traum und Nacht, da ist unser Grenzgang erwacht“, komponiert, das auch heute noch gesungen wird.
Nur wenig Geld
Auch die Erinnerungen der Stifterin beziehen sich auf die Nachkriegsereignisse. So erinnert sich Ingeborg Schneider, dass ihre Mutter als Kriegerwitwe nach dem Krieg nur wenig Geld hatte. Auf dem Festplatz ermöglichte sie ihrer Tochter trotzdem das Schaukeln auf der „Luftschaukel“. Ingeborg wollte ein zweites Mal schaukeln. Ein zufällig vorbeikommender älterer Nachbar zeigte sich großzügig und spendierte eine weitere Schaukelrunde. Außerdem wurden zur Erinnerung an diesen Grenzgangstag 1950 die Exponate erstanden.
Der größere Bierkrug ist fast auf der ganzen Außenseite mit einer handschriftlich aufgebrachten weißen Aufschrift verziert. Er besteht aus weißem Ton, wurde dann mit einer braunen Glasur versehen und anschließend mit Pinselstrichen beschrieben und mit einem Blumenmuster und einem oberen dunklen Randabschluss verziert. Gegenüber dem Henkel ist oberhalb einer Blumenrankenverzierung mit einer blauen Blüte zu lesen: „Andenken an Biedenkopf“.
Grenzgang Biedenkopf 1950
Rechtshänder lesen beim Trinken aus dem Gefäß zunächst den Sinnspruch: „Nütz den Frühling deines Lebens, leb im Sommer nicht vergebens, denn gar bald stehst du im Herbste, wenn der Winter kommt, dann sterbste.“ Diese Zeilen stehen in den letzten Strophen des Gedichtes „Immer weiter“ von Otto Reutter. Der kleine Bierkrug wurde mit weißer Gussmasse (Engobe) mit „Grenzgang Biedenkopf 1950“ beschrieben. Auch er hat einen dunkleren oberen Randabschluss. Der in der Art dazu passende Ausschenkkrug ist unbeschriftet. Ihn ziert eine weiße Blüte mit einem Blattmuster.