Gefährliche Keime in der Lahn
Der Hessischen Rundfunk hat eine Untersuchung von Fließgewässern auf multiresistente Erreger (MRE) initiiert. Die Ergebnisse sind interessant; und das Gesundheitsamt des Landkreises Marburg-Biedenkopf nimmt die vorliegenden Informationen auch ernst. Klar werde aber auch, so die Verantwortlichen, dass das Land jetzt einen rechtlichen Rahmen schaffen müsse, um den Gesundheitsämtern oder den Wasserbehörden auf breiter Basis Handlungsmöglichkeiten zu geben, wenn es notwendig ist.
Rechtlicher Rahmen fehlt
Aufgabe des Gesundheitsamtes ist es, innerhalb der per Gesetz definierten Aufgaben tätig zu werden. Das Gesundheitsamt ist demnach unter anderem für die Kontrolle und Überwachung des Trinkwassers und von Badegewässern (Badeseen, Schwimmbäder…) zuständig. Die Untere Wasserbehörde hingegen ist für die physikalische, chemische und biologische Beschaffenheit von Gewässern zuständig, nicht für hygienische Fragestellungen. Ohne rechtlichen Rahmen hat der Kreis nur eingeschränkte Sanktions- oder Eingriffsmöglichkeiten. Eine konkrete Gefährdung liegt nach Einschätzung des Gesundheitsamtes derzeit aber nicht vor.
In diesem Zusammenhang ist die Feststellung wichtig, dass Keime, darunter auch multiresistente Keime in der natürlichen Umwelt und der Lebenswelt der Menschen überall vorkommen: beispielsweise auf Türklinken, an den Handgriffen von Einkaufswagen, an der Haltestange im Bus, auf Geldmünzen oder eben auch in Fließgewässern.
„Keime lauern überall“
Gesunde Menschen erkranken bei Einhaltung der allgemeinen Hygieneregeln (regelmäßiges Händewaschen, Duschen nach dem Schwimmen) in der Regel allerdings nicht. Und Menschen mit geschwächtem Immunsystem sind überall einem Infektionsrisiko ausgesetzt. Das Baden in Gewässern birgt immer auch grundsätzliche Risiken. Auch die Tatsache, dass Gewässer in der Nähe von Kläranlagen „Hot-Spots“, also Orte mit erhöhter Keimbelastung sind, ist nicht neu, ebenso wenig wie die grundsätzliche Empfehlung, in der Nähe von Kläranlagen nicht zu baden.
„Keine akute Gefährdung“
Fest steht: Es gibt keinen Anstieg der gemeldeten Fallzahlen zu multiresistenten Erregern oder damit zusammenhängende Erkrankungen. Es ist dem Gesundheitsamt auch kein Fall bekannt, indem es im Landkreis Marburg-Biedenkopf zu einer Infektion durch einen in der Umwelt eingetragenen multiresistenten Erreger gekommen ist.
Klärung erfolgt
„Jetzt nur auf Basis der bisher durch den Hessischen Rundfunk veröffentlichten Informationen und ohne tiefergehende und systematische Untersuchungen Maßnahmen auf den Weg zu bringen – etwa ein generelles Badeverbot – wäre vorschneller Aktionismus“, so die Verantwortlichen. „Das Gesundheitsamt wird sich jetzt zeitnah mit den anderen Fachbehörden hausintern abstimmen und klären, ob weitere Maßnahmen erforderlich sind.“