Kleidung und Waren für 8.000 Euro ergaunert
Mit einem ausgeklügelten Plan haben sich zwei Männer über Online-Shops Kleidung und andere Gebrauchsgegenstände im Wert von mehreren tausend Euro ergaunert. Mit einer falschen Identität gelang es ihnen, die Waren in Paket-Shops abzuholen. Die Rechnungen bekamen ihre Opfer.
Bereits seit einigen Wochen ermittelten die Mitarbeiter der Dezentralen Ermittlungsgruppe der Polizeistation Dillenburg in einem Fall von Warenkreditbetrug im großen Stil. Auslöser war der Fund mehrerer Pakete, die im Wald bei Tringenstein geleert und entsorgt wurden.
Ermittlungen ergaben, dass hier Betrüger am Werk waren. Sie hatten über falsche Identitäten in Onlineshops eingekauft, sich die Waren gezielt zu Paketshops in ganz Mittelhessen liefern lassen und dann mit gefälschten Vollmachten und einer falschen Identität dort abgeholt. Umfangreiche Ermittlungen der Dillenburger Ordnungshüter führten schließlich zu einem in Friedberg lebenden Mann. Die Ermittlungen waren abgeschlossen, ein Durchsuchungsbeschluss für die Wohnung des Friedbergers sollte in Kürze über die Staatsanwaltschaft beantragt werden.
„Kommissar Zufall“ half
Am vergangenen Dienstag schlug dann „Kommissar Zufall“ zu. Nachmittags kontrollierte eine Zivilstreife der Autobahnpolizei auf der A45 bei Sinn einen mit zwei Personen besetzten Toyota Avensis. Am Steuer saß ein 24-Jähriger aus Friedberg, sein gleichaltriger Beifahrer lebt in Rheinland-Pfalz. Auf der Rücksitzbank entdeckten die zivilen Ermittler eine Vielzahl original verpackter Bekleidungsstücke – weitere Kleidungsstücke fanden sich im Kofferraum. Zur Herkunft gaben die beiden Männer an, dass sie die Klamotten „irgendwo an einer Autobahn“ erstanden hätten. Neben den Kleidungsstücken fiel den Polizisten ein an einer Hermesstation in Cölbe adressiertes Paket sowie mehrere ausgefüllte Vollmachten zum Abholen von Postsendungen auf. Als Bevollmächtigter war hier eine Person eingetragen, dessen Personalien nicht mit denen der beiden Kontrollierten übereinstimmte.
Falsche Identität
Letztlich entdeckten die Beamten eine im Fußraum versteckte französische ID-Karte, deren Personalien in die Vollmachten eingetragen waren. Eine Überprüfung ergab, dass diese ID-Karte vergangenes Jahr in Frankreich als gestohlen gemeldet worden war. Der Fahrer des Avensis sah der Person auf dem Foto der ID-Karte ähnlich.
Da hier der erste Verdacht bestand, dass die im Fahrzeug gelagerten Kleidungsstücke aus Straftaten stammten, stellten die Polizisten neben der Bekleidung auch die Vollmachten, die ID-Karte, die Handys der beiden Männer, das mobile Navigationsgerät sowie ein Laptop sicher. Gemeinsam mit den vorläufig Festgenommenen ging es anschließend zur Polizeistation in Dillenburg.
Alles passt zusammen
Ein Abgleich ihrer Personalien mit den Auskunftssystemen der Polizei brachte die Verbindung des Friedbergers zu dem aktuell von der Dezentralen Ermittlungsgruppe in Dillenburg bearbeiteten Fall wegen Warenkreditbetruges. Die Personalien der im Toyota sichergestellten ID-Karte stimmten mit denjenigen überein, die auf den Vollmachten der im Tringensteiner Wald entsorgten Pakete zum Einsatz kamen. Die Polizisten der Autobahnpolizei und die der Ermittlungsgruppe Dillenburg tauschten ihre Erkenntnisse aus und informierten einen Bereitschaftsstaatsanwalt. Der ordnete die Durchsuchung der Wohnung an. Dort stellten die Polizisten weitere 130 Kleidungsstücke sowie einen Babyhochsitz, eine Babytrage und einen Kindersitz sicher. Hinzu kam ein weiterer Laptop.
Im großen Stil
Die Ermittler schätzen, dass sich der Wert der sichergestellten Kleidung auf rund 8.000 Euro summiert. Nach ihren Vernehmungen und erkennungsdienstlichen Behandlungen wurden die beiden Männer wegen fehlender Haftgründe aus dem Polizeigewahrsam entlassen. Auf den Friedberger und seinem Komplizen kommen nun Strafverfahren unter anderem wegen Betruges, Diebstahls und Hehlerei zu.
Der 24-jährige Rheinland-Pfälzer legte ein umfangreiches Geständnis ab. Sein in Friedberg lebender Komplize machte bei der Polizei keine Angaben zu den Tatvorwürfen, wie Pressesprecher Guido Rehr mitteilte.