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Oberdietener fühlen sich „verraten und verkauft“

In Oberdieten herrscht Unmut. Großer Unmut. Am Ortsrand des Breidenbacher Ortsteils soll eine Abfall-Entsorgungsanlage mit Wertstoffhof errichtet werden. Es handelt sich um ein gut 15.000 Quadratmeter umfassendes Gelände im Gewerbegebiet „Auf dem Eberbach“. Das Müllentsorgungs-Unternehmen Knettenbrech+Gurdulic (K+G) will es kaufen und nutzen. Die Gemeinde Breidenbach hat dem Unternehmen signalisiert, dass es den Quadratmeter Baugrund günstiger erwerben könne, sodass das Areal nur 275.000 anstatt regulär 428.000 Euro kostet. Das Unternehmen könne dafür kostenlos den Astschnitt der Bürger entgegennehmen sodass die Kommune selbst ihre Grünschnitt-Deponie schließen kann und entsprechend künftig Kosten spart.

Eine Win-Win-Situation?

Eine sprichwörtliche Win-Win-Situation? Immerhin sollen hier auch langfristig Arbeitsplätze für etwa 50 bis 60 Mitarbeiter geschaffen werden. Hallen, eine Tankstelle, eine Fahrzeugwaage sowie ein Bürogebäude sollen errichtet werden, aber es wird auch Material unter freiem Himmel gelagert werden.  

Schadstoffe und Gift

Die Anwohner jedenfalls sehen die Sache mehr als kritisch, befürchten auch, dass die Immobilienpreise massiv leiden und die Lebensqualität abnimmt. Der Wind wehe meistens aus westlicher Richtung. So liege es nahe, zu vermuten, dass so auch Schadstoffe, die beim Abkippen aufgewirbelt werden, den Weg ins Wohngebiet und in die Lungen der Oberdietener fänden.

„Kinder in der Schneise“

Steffen Dobener und Harald Grube nennen in dem Zusammenhang Asbest oder Mineralwolle-Fasern. Wie bekannt wurde, soll zwar kein Müll verbrannt oder einer Biogas-Anlage zugeführt werden, gefährliche Stoffe, etwa Elektro-Schrott, Kühl-Elemente, Bitumengemische und weiterer Sondermüll wie Leuchtstoffröhren werden gleichwohl vor Ort angenommen, umgeladen und andernorts einer fachgerechten Entsorgung zugeführt.  
„Wir Anwohner möchten die Mitbürger nicht aufhetzen, aber sensibilisieren“, sagt Steffen Dobener. „Außerdem liegen Schule und Kindergarten mitten in der Windschneise. Hier halten sich auch Kinder aus anderen Ortsteilen auf. Deren Eltern haben sich eventuell noch keine Gedanken über die gesundheitlichen Folgen gemacht.“  

Unterschriften sammeln

Am heutigen Samstag haben die Bürger Unterschriften gesammelt, um gegen die Planungen anzugehen. „Wir fühlen uns hier hintergangen; das Ganze sollte wohl schnell und heimlich durchgewunken werden. Freitag: Bauausschuss, Dienstag: Finanzausschuss. Beschlossen und fertig. Wir sollten vor vollendete Tatsachen gestellt werden“, sagt ein Anwohner im Gespräch mit Backland.News.

Ein „Bauernopfer“?

Eine Oberdietenerin ergänzt: „Es ist bekannt, dass das Breidenbacher Gewerbegebiet erst erweitert werden darf, wenn hier in Oberdieten ein gewisser Prozentsatz bebaut ist. Jetzt haben die offenbar gedacht, sie setzen uns den Sondermüll vor die Nase, haben dann hier drei Viertel der Fläche endlich voll – und die ‚guten Unternehmen‘ dürfen dann in Breidenbach direkt bauen und erweitern.“

Blick von einer Anhöhe ins Dorf.
„Keine 400 Meter vom Wohngebiet entfernt – und der Westwind bläst alle Schadstoffe direkt zu uns“, sagen die Anwohner zum geplanten Wertstoffhof. (Foto: privat)

Und wenn’s brennt?

Weitere Bedenken bestehen auch für den Fall, dass Feuer auf dem Gelände ausbricht. „Das kommt ja immer wieder vor“, heißt es. „Wir reden hier von Gift und Gefahrenstoffen, die dann nicht nur freigesetzt sondern uns direkt ins Gesicht geblasen werden.“
(Weiterer Bericht folgt.)