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„Schnelltests an symptomlosen Menschen sind Unfug“

Für vergangenen Sonntag hatte die Stadt Marburg Kandidatinnen und Kandidaten zur Wahl des Oberbürgermeisters sowie Pressevertreter in die Stadthalle für eine Ergebnispräsentation der Kommunalwahlen eingeladen. Als Voraussetzung für die Teilnahme verlangte die Stadt allerdings, dass die Teilnehmer ein negatives Ergebnis eines Antigen-Schnelltests vorlegen. „Die Teilnehmer werden also gezwungen, einer Körperverletzung zuzustimmen, wenn sie die Einladung wahrnehmen wollen.“ kritisiert Dr. Frank Michler – OB-Kandidat der Bürgerliste Weiterdenken. „Schnelltests an symptomlosen Menschen sind Unfug. Sie widersprechen auch der ‚Nationalen Teststrategie‘ des Robert-Koch-Instituts“, sagt der Kommunalpolitiker weiter.

„Körperverletzung“

„Die Probenentnahme für die Schnelltests ist ein medizinischer Eingriff und damit eine Körperverletzung.“ Der Vorsitzende des Berufsverbands der Deutschen Laborärzte (BDL), Andreas Bobrowski, sagte dazu: „Leider gilt: Beim Nasenabstrich müssen einem die Tränen kommen, im Rachen muss der Würgereiz ausgelöst werden.“ Aber auch schwerwiegendere Schäden sind schon aufgetreten, wie etwa ein Fall, wo durch den Nasentupfer ein Beutel am Hirn beschädigt worden ist und Hirnflüssigkeit aus der Nase auslief.

„Falsch-positiv“

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass aufgrund der niedrigen Infektionszahlen und der schlechten Spezifität der Tests drei von vier positiven Tests falsch-positiv sind. Da das Ergebnis des dann durchzuführenden PCR-Tests erst bis zu 48 Stunden später vorliegt, riskiert jede zu Testende Person einen Freiheitsentzug von zwei Tagen.
„Das ist doppelt so lange wie die Polizei eine Person ohne richterlichen Beschluss festhalten darf“, meint Michler dazu.

Arzt nimmt eine Probe aus dem Nasen-/Rachenraum
„Schwerwiegendere Schäden sind schon aufgetreten, wie etwa ein Fall, wo durch den Nasentupfer ein Beutel am Hirn beschädigt wurde und Hirnflüssigkeit aus der Nase auslief“, sagt Michler. (Foto: Mufid Majnun)

Er habe, so sagt er, sowohl an die Verantwortlichen der Stadtverwaltung als auch an das Gesundheitsamt Fragen bezüglich der Risiko-Nutzen- Abwägung dieser medizinischen Eingriffe gestellt „Diese wurden jedoch nicht beantwortet. Stattdessen hat die Universitätsstadt Marburg sich zunächst für ’nicht zuständig‘ erklärt – sie würden sich lediglich an Empfehlungen des Robert-Koch-Institutes halten.“

Heute: Proteste

Für den heutigen Donnerstag, den 11. März, hat Frank Michler eine Protestkundgebung am Marburger Marktplatz angekündigt.