„Railport Breidenstein“ ist angedacht
Für die Wirtschaft wird die Erreichbarkeit auf der Schiene im Personen- und Güterverkehr immer wichtiger. Die Region rund um Biedenkopf ist ein erfolgreicher und international vernetzter Wirtschaftsraum. Um diese Position ausbauen zu können, bedarf es leistungsfähiger Infrastruktur auf Straße und Schiene. Daher appellieren jetzt heimische Vertreter von Politik und Wirtschaft gemeinsam an die Deutsche Bahn AG, hier frühzeitig die Weichen zu stellen.
Die Bürgermeister Joachim Thiemig (Biedenkopf) und Christoph Felkl (Breidenbach), der Erste Kreisbeigeordnete, aber auch Rolf Heinecke von Christmann und Pfeifer, Saskia Kuhl von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Lahn-Dill sowie Gerhard Pfeifer von Buderus Guss und Christian von Itzenplitz von der Mercer Holz GmbH ziehen da an einem Strang.
„Ertüchtigung der Bahnstrecke“
Ihre Argumente haben sie in einem Brief an die Deutsche Bahn AG zusammengefasst. Im Fokus stehen dabei die „Ertüchtigung der Bahnstrecke zwischen Cölbe und Wallau“ sowie der Erhalt der Strecke zum Holzverladepunkt Breidenstein zwischen Biedenkopf und Breidenbach. Zudem haben die Akteure eine Machbarkeitsstudie auf den Weg gebracht, um die Chancen für einen so genannten Rail-Port, also einen Logistikstandort als Schnittstelle zwischen Straße und Schiene, auszuloten.
Christian von Itzenplitz (Mercer Holz GmbH) wies darauf hin, dass in den vergangenen Jahren immer mehr Holzverladestellen abgebaut worden seien. Fehlende Kapazitäten, die einerseits internationalen Unternehmen den Zugang zum Rohstoff Holz und anderseits den regionalen Waldbesitzern den Zugang zum Markt erschwerten.
Tonnenweise Güter
Und Gerhard Pfeifer (Buderus Guss) erklärte, dass angesichts von bis zu 200.000 Tonnen an Rohstoffen die in das Werk gelangen und etwa 170.000 Tonnen an Produkten die das Werk pro Jahr wieder verließen, sei die Schiene ein wesentlicher wirtschaftlicher Faktor für das produzierende Gewerbe. Das gelte insbesondere, da es sich aus seiner Sicht bei den Möglichkeiten in Bezug zur Schiene um relativ einfach und schnell umzusetzende Maßnahmen handele.
Nun appellieren also die Beteiligten an die Bahn, diese Strecke schnell, zeitnah und umfassend zu ertüchtigen: Ausstattung mit den erforderlichen modernen Funksystemen sowie Prüfung, ob die Schaffung weiterer Ausweichmöglichkeiten möglich ist.
Holzverladepunkt soll bleiben
Auch einen weiteren Aspekt greifen Politik und Wirtschaft in diesem Zuge auf: Die Absicht, den letzten verbliebenen Streckenabschnitt der ehemaligen Scheldetalbahn zwischen Wallau und dem Holzverladepunkt Breidenstein aufzugeben. Auch hier richtet sich der Appell an die Bahn, diese Pläne zu überdenken und zurückzustellen. Auf keinen Fall sollten hier Fakten geschaffen werden, die später Handlungsspielräume und Chancen rauben würden. Einen entsprechenden Beschluss hat auch der Kreistag des Landkreises Marburg-Biedenkopf im März gefasst.
Dutzendweise Argumente
Im Klaren sind sich alle darüber, dass sowohl die Streckenertüchtigung als auch der Erhalt des Streckenabschnittes zwischen Wallau und Breidenstein erhebliche Investitionen erfordern. Gleichwohl spreche ein Dutzend guter Gründe dafür: ➽ Stärkung und Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs auf der Schiene ➽ ein Beitrag für den Klimaschutz ➽ geringere Verkehrsbelastungen auf der Straße ➽ mehr Umsteiger vom Auto auf die Schiene bei entsprechendem Haltepunktenetz ➽ positiver Einfluss auf die Liefer- und Logistikketten der Unternehmen – und damit wirtschaftliches Entwicklungspotenzial ➽ Erschließung von Wirtschafts-und Verkehrsräumen auch in Siegen-Wittgenstein ➽ positive Transport- und Logistikeffekte auf den prosperierenden Holztransport aus der Region ➽ positive Effekte auf ansässige Unternehmen ➽ sinnvolle Transport- und Logistikoptionen in einer Größenordnung von mehreren Zehntausend Jahrestonnen für die Automobil-Zulieferindustrie in Breidenbach ➽ positive Effekte auf die Entwicklung eines interkommunalen Gewerbeparks Biedenkopf und Breidenbach ➽ Möglichkeit, für einen Logistikpunkt für die Holzverladung ➽ Möglichkeit, einen zentralen Railport zu schaffen, um den Wirtschaftsstandort zu stärken und zu fördern.
Ist das Vorhaben realisierbar?
Zeitgleich mit diesem Appell an die Bahn haben die Akteure die ersten Schritte zur Beauftragung einer Machbarkeitsskizze für einen „Railport Breidenstein“, der sowohl der Holzverladung als auch der Verladung von Roh- und Fertigprodukten wie vielleicht auch dem kombinierten Verkehr dienen soll, gemacht.
Durch ein Fachbüro soll ausgelotet werden ob und wie ein solcher Railport denkbar ist, ob der Standort Breidenstein dafür geeignet ist und sich für ein solches Projekt Fördergelder gewinnen ließen.