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Marburg

Bewegung, Infos und Austausch zum Thema Brustkrebs

Der Oktober ist weltweit der „Brustkrebsmonat“. Mit einer Veranstaltungsreihe hat auch die Universitätsstadt Marburg gemeinsam mit mehreren Kooperationspartner:innen auf das Thema Brustkrebs aufmerksam gemacht: Mit einem Fachtag, Selbstuntersuchung und erstmals dem „Oktoberwalk“ – einer Wanderung, die in den Fokus rücken soll, wie wichtig Bewegung für Prävention und Therapie von Krebserkrankungen sein kann. 

Bewegung kann das Risiko senken

„Bewegung tut gut und Bewegung kann das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, um bis zu 20 Prozent senken“, sagte Stadträtin Kirsten Dinnebier zu den Teilnehmenden, mit denen sie gemeinsam am „Oktoberwalk“ auf den Lahnbergen teilnahm. Die Gesundheitsdezernentin führte weiter aus: „Durch Bewegung kann das Risiko, wieder zu erkranken, sogar um bis zu 40 Prozent gesenkt werden. Zudem trägt Bewegung dazu bei, die Ansprechrate während einer Chemo-Therapie zu verdoppeln.“ 

So war ein Ziel der Wanderung im Rahmen des internationalen „Brustkrebsmonats“ Oktober, für die Bedeutung von Bewegung zu sensibilisieren. Ein weiteres Ziel war es aber auch, das Thema Brustkrebs sichtbar zu machen – und zwar mit der Farbe Pink. Die rosafarbene Schleife („Pink Ribbon“) ist das globale Symbol für das Bewusstsein im Kampf gegen Brustkrebs – der Krankheit, die jährlich in Deutschland rund 70.000 Menschen trifft. Es ist die mit Abstand häufigste Krebserkrankung bei Frauen, kann aber auch Männer betreffen.

Viele Teilnehmenden trugen beim „Oktoberwalk“ die Farbe Pink, um auf das Thema Brustkrebs aufmerksam zu machen – einige von ihnen auch  so genannte „Onkomützen“, etwa mit dem Schriftzug „Glaube, Hoffnung, Liebe“.  (Fotos: Nadja Schwarzwäller i.A.d. Stadt Marburg)

Organisiert wurde der „Oktoberwalk“ vom Fachdienst Gesunde Stadt der Stadt Marburg, von der Anneliese Pohl-Psychosoziale Krebsberatungsstelle, vom WIR-Vielfaltszentrum, dem Verein Leben mit Krebs e.V., dem Bewohnernetzwerk für Soziale Fragen am Richtsberg (BSF), dem Brustzentrum Regio des Universitätsklinikums Gießen und Marburg (UKGM) und dem Oberhessischen Gebirgsverein.

Reinhard Ibler vom Oberhessischen Gebirgsverein führte die knapp 40 Teilnehmenden über eine fünf Kilometer lange Strecke auf den Lahnbergen, die bewusst für alle Fitnesslevels ausgelegt war. Und selbst die jüngste Wanderin, die zwar nicht auf den eigenen Füßen unterwegs war, sondern von ihrem Vater getragen wurde, hatte pinke Stiefel an. 

Fachtag zur Vorbeugung und Behandlung

Das Thema Bewegung fand sich auch beim Fachtag wieder, der den Fokus auf Informationen bezüglich der Vorbeugung und Behandlung von Brustkrebs setzte. Dabei nahm Dr. Christine Köhler, Oberärztin und Leiterin des Brustzentrums Regio, die Bedeutung von Sport und Bewegung in der Brustkrebsprävention und -behandlung in den Blick„Vor allem geht es darum, ein Bewusstsein für den eigenen Körper und die Eigenverantwortlichkeit zu schaffen“, sagte sie. Sie erläuterte, dass es einige Faktoren in der Lebensführung gibt, die beeinflussbar beziehungsweise veränderbar sind, um präventiv einer Erkrankung entgegen zu wirken – und dass es positive Verhaltensweisen gibt, um das Risiko zu reduzieren, erneut zu erkranken.

„Für ein Drittel der Risikofaktoren, nach den Wechseljahren von einer Krebserkrankung betroffen zu sein, ist man selbst verantwortlich“, klärte Köhler auf. So wirke sich beispielsweise Bewegung positiv aus. Nachteilig seien etwa Hormon-Einnahmen, Alkohol, Rauchen oder Übergewicht. 

Annekatrein Menges-Beutel, Leiterin der Annelies-Pohl-Krebsberatungsstelle und psychologische Psychotherapeutin, stellte Apps und E-Health-Angebote zur Unterstützung und Vorsorge bei Brustkrebs vor. „Aktiv trotz Brustkrebs“ zeige beispielsweise Möglichkeiten auf, trotz Brustkrebserkrankung körperlich aktiv zu sein. Auch Selbsthilfe-Apps nannte sie, über die sich Betroffene mit anderen Erkrankten oder auch Fachpersonen beispielsweise austauschen können oder Tipps erhalten: „yeswecan-cer.org“, „happiehaus.com“, und „Focus me“. 

Das Thema Selbsthilfe fand sich nicht nur im Vortrag, sondern auch an einem der Info-Stände wieder, die parallel zu den Vorträgen Informationen boten. So war beispielsweise eine Gruppe des Hessischen Landesverbandes „Frauenselbsthilfe Krebs“ vertreten, die neben Info-Materialien unter anderem ebenfalls eine Online-Selbsthilfegruppe bieten (https://forum.frauenselbsthilfe.de). 

Die Psychologin Marie-Luise Reith sprach in ihrem Vortrag über „Brustkrebs und die Auswirkungen auf die sozialen Beziehungen“. Sie erläuterte die Bedeutung der Kommunikation mit dem eigenen Umfeld nach der Diagnose (Brust-)Krebs. „Brustkrebs stellt nicht nur eine Sorge für die betroffene Person dar, sondern auch für das soziale Umfeld. Umso wichtiger ist es daher, sich professionelle Hilfe zu suchen und eine offene Kommunikation über die eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu pflegen“, sagte sie. So sei es für Betroffene wichtig, sich selbst die Frage zu stellen „Was hilft mir im Moment?“ und dies entsprechend dem Umfeld mitzuteilen. Angehörigen und befreundeten Menschen der Betroffenen riet sie: „Da sein, aushalten und Hilfe anbieten.“

Wandern für Gesundheit und für Sichtbarkeit – darum ging es beim ersten „Oktoberwalk“ auf den Lahnberge, an dem auch Stadträtin Kirsten Dinnebier (7.v.r.) teilnahm.

Eine besondere Sensibilität werde benötigt in der Kommunikation mit Kindern. Diese sollten kindgerecht über die Erkrankung aufgeklärt werden, ohne diese dabei zu überfordern. Bei den Info-Ständen war beispielsweise der Verein „Leben mit Krebs Marburg e.V.“ vertreten, der ein Projekt speziell für Kinder mit krebskranken Angehörigen umsetzt: „LöwenMutKids“. Dieses bietet betroffenen Kindern die Möglichkeit zum Austausch. Ebenfalls anwesend war die Interessengemeinschaft „Onkomütze“, die Krebspatient*innen maßgeschneiderte Mützen entwirft.

Außerdem zur Veranstaltungsreihe im Rahmen des internationalen „Brustkrebsmonats“ gehörte die von Dr. Christine Köhler angeleitete „Selbstuntersuchung zur Früherkennung von Brustkrebs“. „Je früher Brustkrebs erkannt wird, desto höher ist die Genesungswahrscheinlichkeit“, sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies und ergänzte: „Daher ist es uns wichtig, eine Gelegenheit zur Selbsttastuntersuchung zu bieten – unter professioneller Anleitung in einer entspannten und vertrauensvollen Umgebung.“