Knochen, Keramik und mehr bei Ausgrabungen entdeckt
Spannende Funde, die Einblicke in die Vergangenheit geben, hat das Landesamt für Denkmalpflege bei Ausgrabungen im Bereich der Elisabethkirche ans Licht gebracht: Am Firmaneiplatz wurden vor wenigen Wochen Knochen entdeckt – und Spuren eines Wohnhauses aus dem 13. Jahrhundert. Der Platz bekommt eine ganz neue Gestaltung.
Überraschungen
„Hier verlief der Schwellbalken, also das Fundament eines alten Fachwerkhauses“, sagt Grabungstechnikerin und Grabungsleiterin Susanne Gütter vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen und zeigt auf eine Steinreihe. „Das heißt, dass dieses Areal in früherer Zeit um einiges tiefer lag als heute“, erklärt sie. Das Haus entstamme vermutlich dem 13. Jahrhundert, so die Expertin. „Später wurde dieses Areal auch für Bestattungen genutzt.“
Skelettfunde
Tatsächlich wurde auch ein tiefer liegender Bereich frei, in dem sich Gebeine befinden. „Das war eine Frau, die etwa 50 bis 60 Jahre alt geworden ist. Das Skelett gibt Anzeichen darauf, dass sie schwer gearbeitet hat“, sagt Gütter. Es gibt keinen Hinweis auf einen Sarg, vermutlich wurde sie in einem Tuch beerdigt. Bislang 19 nachweisbare Bestattungen hätten in diesem Areal stattgefunden, berichtet Dr. Christa Meiborg, Leiterin des Bereichs Mittelalter- und Neuzeitarchäologie der Marburger Außenstelle des Landesamtes.
Untersuchungen
Die meisten Skelette werden wieder bestattet, die Skelette aus der aktuellen Ausgrabungsfläche werden anthropologisch auf Geschlecht, Sterbealter und mögliche Krankheiten hin untersucht, bevor sie dann im Depot verwahrt werden.
Weitere Fundstücke der Ausgrabungen waren eine gut erhaltene Topfkachel, die zu einem Ofen gehört hat, und größere Scherben eines Keramikkruges. Es komme nicht so häufig vor, dass sie große Teile von Gegenständen finden, oft seien es nur kleine Scherben, so die Expertinnen. Die Funde datieren sie auf den Zeitraum 13. bis 14. Jahrhundert.
Das derzeit untersuchte Areal wird übrigens die spätere Brunnenkammer für den neuen Brunnen auf dem Firmaneiplatz aufnehmen.
Überreste
Im Norden der Elisabethkirche wurden auch Überreste der Hospitalkapelle der heiligen Elisabeth von Thüringen (erbaut 1228-1229) und die Überreste eines lang gestreckten mutmaßlichen Hospitalbaus aus der Gründungszeit freigelegt und dokumentiert.
Etwa 220 Bestattungen wurden rund um die Elisabethkirche ausgegraben; eine sehr viel größere Anzahl von Gräbern (rund 460) verblieb ungestört im Boden.
Die Umgestaltung des Firmaneiplatzes ist übrigens der fünfte und letzte Bauabschnitt in der neuen Umfeldgestaltung der Elisabethkirche. Der neue Firmaneiplatz wird mit einem Brunnen mit einer überströmten Fläche und einem Wasserspiel sowie Sandsteinblöcken als Sitzmöglichkeiten ausgestattet.
Die Arbeiten sollen voraussichtlich gegen Ende 2021 abgeschlossen sein.