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Bad Endbach

Endbacher Familie erlebt „den wahren Albtraum“

Es ist eine dermaßen „krasse“ Geschichte, dass sie auch bereits in den Sendungen „Brisant“, „Drehscheibe“, in der Hessenschau oder auch beim Sat1 Frühstücksfernsehen die Runde gemacht hat: Die Rede ist vom Grundstückskauf der Familie Ermagan aus Bad Endbach.

Da können Ermagans (hier mit Tochter Elisabeth und Sohn Jonathan) mit noch so viel Fleiß aufräumen auf dem Grundstück – die Kontaminierungen bleiben. (Foto: © HR)

Das Ehepaar Ermagan, Süheyla und Habib, hat in der Hinterlandkommune 2014 ein Baugrundstück gekauft, um sich sein Haus darauf zu errichten. „Keiner hat uns gesagt, dass der Platz gewerblich und quasi als Müllkippe genutzt worden ist“, klagen die beiden. 55.000 Euro hat das Ehepaar für das 1.500 Quadramter große Stück Land gezahlt, idyllisch am Ortsrand von Bad Endbach gelegen. Man habe, so die Ermagans, der Wiese nicht ansehen können, dass darunter Sondermüll in Form von asbesthaltigem Unrat, Ölreste und andere kontaminierte Stoffe ruhten.

In der Sendung „Brisant“ berichtete Mareile Höppner bereits über das Desaster. (Screenshot: ARD)

Inzwischen hat die Familie noch einmal rund 50.000 Euro in den „Fall“ gesteckt – und nach wie vor nichts in der Hand. Ermagans hoffen darauf, vor Gericht Recht und damit auch Schadensersatz zu bekommen. Ein rechteckiges Becken mit Treppe das sich auf dem Grundstück befindet, sei seinerzeit als „Schwimmbad“ deklariert worden. Tatsächlich aber hat die Deutsche Bahn als frühere Grundstückseigentümerin dort mit giftigen Substanzen Bahnschwellen konserviert. Teer, Öl, Asbest… alles Stoffe, mit denen das Grundstück durchzogen ist. Das Ehepaar hat sich nach eigener Aussage vor dem Kauf bei der Gemeinde befragt, die aber nichts über die Kontaminierung habe verlauten lassen. „Im Gegenteil. Der Bauantrag ist durchgegangen.“

Das war kein „Schwimmbad“ wie von der Verkäuferin behauptet – vielmehr hat die Deutsche Bahn seinerzeit darin Schwellen in giftige Lösungen getaucht. (Foto: privat)

Süheyla und Habib Ermagan haben sich inzwischen einen Anwalt genommen. Der wirft der Gemeinde vor, dass diese ihrer Pflicht nicht nachgekommen sei, Grundstücke mit Verdacht auf Altlasten zu erfassen und zentral zu melden. Gleichwohl sei dies nach Hessischem Altlasten- und Bodenschutzgesetz zu tun. Hessische Kommunen sind also (schon seit den 90er Jahren) dazu gesetzlich verpflichtet, so ein Altlastenkataster zu führen. „Dafür sind die doch auch da!“, sagt Familienvater Ermagan. „Damit die ihre Bürger informieren und sagen ‚Vorsicht, da ist was, mach mal eine Bodenprobe‘ oder zu sagen ‚Finger weg, das ist kontaminiert‘.“ Daher hat das Ehepaar Klage wegen Amtspflichtsverletzung eingereicht.

„Keinerlei Kenntnisse“

Bürgermeister Schweitzer (seit 2018 im Amt) hat sich bei den Aufnahmen zur „Drehscheibe“ dahingehend geäußert, dass sich die Aussage über fehlenden Altlastenverdacht auf Kanalanschluss- und Erschließungsmöglichkeiten beziehe, und es darüber hinaus „keinerlei Kenntnisse über das Grundstück“ gab.

Die Sendungen

Auf dieser Seite gibt es einen Beitrag des Hessischen Rundfunks; und auf dieser Seite ist die „Drehscheibe“ zu sehen, in der der Bericht über Ermagans präsentiert wird.