Open Voice blickt in heimische Betriebe
Das Büro für Integration des Landkreises Marburg-Biedenkopf bietet mit Unterstützung von BLEIB!dabei (Nachfolge von BLEIB in Hessen II), dem Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft und der Arbeitsagentur Marburg wieder eine Reihe von Betriebsbesichtigungen für Geflüchtete und Menschen mit Migrationshintergrund an. „Der persönliche Kontakt zu Betrieben war durch Corona lange eingeschränkt. Jetzt wollen wir Unternehmen und Bewerber*innen mit Migrationshintergrund wieder die Möglichkeit geben, sich kennenzulernen“, sagt Xiaotian Tang vom Büro für Integration, die gemeinsam mit Lydia Koblofsky die Veranstaltung organisierte.
Ein Metallfaden, so dünn wie ein Haar, schneidet eine sternförmige Form aus einem Metallblock. Die Gruppe von Menschen aus der Ukraine und Syrien steht beeindruckt vor der Maschine. Felix Weber, Ausbilder bei Elkamet, erklärt, dass die vielen Stromschläge, die durch den Metallfaden geleitet werden, einen solch feinen Schnitt ermöglichen. Das Unternehmen produziert am Standort Biedenkopf u.a. Profile und Hohlkörper für die weltweite Fahrzeug- und Beleuchtungsindustrie. „Dieses Jahr haben die Azubis die Aufgabe, einen Miniaturtraktor herzustellen. Im nächsten Jahr wird es ein Formel 1 Fahrzeug sein, das mit Hilfe von 3D-Druck erzeugt werden soll,“ erklärt Weber.
Am Standort Biedenkopf sind derzeit 57 Auszubildende in sieben Ausbildungsberufen beschäftigt. Sechs davon haben einen Migrationshintergrund, erklärt Ausbildungsleiter Ralf Schmidt. Er gibt einen Überblick über die Geschäftsfelder des weltweit agierenden Unternehmens mit insgesamt 1.200 Mitarbeitenden. „Uns war schon früh bewusst, dass wir Menschen mit Fluchthintergrund unterstützen wollen“, sagt Schmidt. „Unser Engagement zahlt sich heute aus.“
Ein Beispiel dafür ist Sohbatullah Kakani aus Afghanistan. Er startete 2019 mit einer Ausbildung zum Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik. Heute arbeitet er bei Elkamet im Formenbau und ist für die Materialbestellung und -bereitstellung zuständig. Eine Schule konnte er im Heimatland nicht besuchen. „Ich musste alles neu lernen: Lesen, Schreiben, Rechnen. Aber man kann das schaffen“, erklärt er. „Während meiner ganzen Ausbildungszeit habe ich über den Betrieb jede Woche Deutschunterricht bekommen. Hier konnte ich auch alles fragen, was ich in der Berufsschule nicht verstanden hatte“, berichtet Kakani. Unterstützung erhielt er in der Anfangszeit auch von Christoph Rettler, Berater beim Flüchtlingsberatungsnetzwerk BLEIB!dabei (BLEIB in Hessen II), das vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales und dem Europäischen Sozialfonds (ESF Plus) gefördert wird. Hier fand Kakani den Weg zur Abendschule, machte seinen Hauptschulabschluss und wurde bei der Bewerbung für Elkamet unterstützt.
Die nächsten Betriebsbesichtigungen finden noch im November statt: 22.11.2022 von 10 bis 13:00 Uhr im DRK-Krankenhaus Biedenkopf und am 24.11.2022 von 11 bis 13:00 Uhr im DRK-Seniorenheim Lahnaue in Biedenkopf. Anmeldung: Landkreis Marburg-Biedenkopf, Büro für Integration, Lydia Koblofsky, Signal/Mobil 0160 91983557 oder voice@marburg-biedenkopf.de.