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„Focus on the Road“ – Ordnungshüter kontrollieren bezüglich „Handy am Steuer“

Im Auto mal eben die Brille suchen und aufsetzen, den Bordcomputer oder das Navi bedienen oder auch einfache soziale Interaktion: Wer sich im Auto ablenken lässt, riskiert bei 40 km/h pro Sekunde einen Blindflug von elf, bei 50 km/h bereits von 14 und bei 80 km/h sogar einen von über 22 Metern. Dabei verdoppelt sich zugleich das Unfallrisiko.

Unfälle durch Ablenkung

Die Folgen liegen auf der Hand. Immer wieder passieren Verkehrsunfälle, bei denen Fahrzeuge ohne erkennbare Ursache von der Straße abkommen, in den Gegenverkehr geraten oder einfach auffahren. Der vermutete, mögliche Grund „Ablenkung“ erhält Unterstützung durch Schätzungen der Unfallforschung, wonach jeder vierte schwere Unfall auf Unaufmerksamkeit oder Ablenkung zurückzuführen ist. Nach Studien steht die Ablenkung durch das Handy dabei an erster Stelle, gefolgt von der Bedienung der fahrzeugeigenen Technik. Ablenkung bedeutet daher „Blindflug“, da die notwendige Aufmerksamkeit in den heute komplexen Verkehrssituationen des dichten Verkehrs deutlich beeinträchtigt ist.

Kontrollen auch im Hinterland

Vor diesem Hintergrund gab es gestern zwischen 8.30 und 15 Uhr an vier Punkten im Landkreis Kontrollen der Polizei. In Biedenkopf und Breidenbach aber auch in Stadtallendorf und Goßfelden machten die Beamten auf die Problematik „Ablenkung durch Handynutzung während der Fahrt“ aufmerksam. Die Ordnungshüter zogen über den gesamten Tag insgesamt 87 Fahrzeuge (75 Pkw, elf Lkw, einen Radfahrer) heraus und registrierten dabei 65 verkehrsrechtliche Zuwiderhandlungen, die jeweils mit einem Verwarnungs- oder Bußgeld geahndet wurden. 18 Autofahrer nutzen das Handy während der Fahrt und werden demnächst Post von der Bußgeldstelle bekommen. Mit dem Schreiben wird ein Bußgeld in Höhe von 100 Euro sowie ein Punkt im Fahreignungsregister in Flensburg fällig.

Autofahrerin macht Scherze

Im Rahmen der Kontrollen konnten sich selbst die Ordnungshüter ein Schmunzeln nicht verkneifen, als sie eine Autofahrerin anhielten, die nicht angeschnallt war. Kaum hatte die 55-Jährige ihren Wagen gestoppt, hielt sie bereits ihre Papiere aus dem Fenster. Bevor die Beamten überhaupt das Gespräch beginnen konnten, wurde ihnen mit den Worten „Nicht reden, arbeiten“ bereits auf freundliche Art der „Wind aus den Segeln“ genommen. Wie gewünscht gingen die Polizisten ans Werk und kassierten das fällige Verwarnungsgeld.

Die meisten
zeigten sich einsichtig

„Das Gros der Verkehrsteilnehmer zeigte einsichtig und hatte Verständnis für die polizeilichen Maßnahmen“, so Polizeisprecher Jürgen Schlick. Mit Kontrollen müssen Verkehrsteilnehmer immer rechnen, nicht nur an speziellen Kontrolltagen. Sie gehören auch zu dem Verkehrspräventionsprogramm „verkehrssicher-in-mittelhessen„.

Wer abgelenkt ist riskiert „meterlange Blindfahrt“ und erhöht das Unfallrisiko deutlich.

Hinweise der Polizei: Ablenkung am Steuer verringert die Aufmerksamkeit auf das Verkehrsgeschehen und verlängert die Reaktionszeiten. Die Nutzung von Kommunikationsmitteln während der Fahrt erhöht das Unfallrisiko um mindestens das Vierfache. Die Erhöhung des Unfallrisikos gilt für Fahranfänger und erfahrene Autofahrer in gleichem Maße.

So gefährlich wie Trunkenheit am Steuer

Telefonieren und das Texten während der Fahrt ist genauso gefährlich wie das Fahren mit 0,8 bis 1 Promille Blutalkohol. Etwa die Hälfte aller Autofahrer benutzt das Mobiltelefon während der Fahrt ohne Freisprecheinrichtung. Durchschnittlich jeder sechste Autofahrer verfasst Textnachrichten während der Fahrt, jüngere Fahrer noch häufiger. Durchschnittlich jeder vierte Fahrer bedient sein Navigationsgerät während der Fahrt. Mehr als die Hälfte der Verkehrsunfälle steht im Zusammenhang mit Ablenkung. Die Nutzung eines Smartphones führte 164-mal häufiger zu einem Unfall im Vergleich zu Kontrollsituationen ohne deren Nutzung. Alle Tätigkeiten, die physisch, psychisch oder emotional ablenken, führen zu Verkehrsunfällen – auch bei Radfahrern und Fußgängern.