
Über 100 Jahre alt: Exponat des Monats
Aktuell zeigt das Hinterlandmuseum im kreiseigenen Schloss Biedenkopf eine Plattenkamera des Erfinders Heinrich Ernemann von 1912 als Exponat des Monats. Diese Kamera ist ein Geschenk des Fotografen Bernd Hainbach der jahrzehntelang ein Fotostudio in Wallau betrieben hat. Hainbach besitzt eine kleine Sammlung von Fotoapparaten mit Zubehör, die verschiedene Hersteller in den vergangenen 100 Jahren im Angebot hatten. Ein wesentlicher Teil dieser Sammlung kam vor kurzem als Schenkung in den Bestand des Hinterlandmuseums Schloss Biedenkopf.
Per Drahtauslöser
Die älteste Kamera stammt aus der Zeit um 1912. Es handelt sich um eine „Ernemann HEAG II, Ausführung II“ mit einem Objektiv „Ernemann Doppel-Anastigmat VILAR“ 6,8/135 mm. Die Kameras der Serie HEAG II richteten sich an „ambitionierte Amateure“. Die Werbung beschrieb die Ausführung II als: „Billige, kleine, zuverlässige Hand- und Stativ-Kamera mit doppeltem Bodenauszug“. Es handelt sich um eine sogenannte Balgenkamera, die sich durch einen Blasebalg ähnliches Gehäuse auszeichnet. Der Objektivträger war vor und rückwärts beweglich. Auffällig ist auch ein „umlegbarer Brillantsucher mit Libelle für Hoch- und Queraufnahmen.“ Fotografiert wurde per Drahtauslöser auf Glasplatten mit dem Format 9×12 Zentimeter. Die handliche Kamera wog 750 Gramm.
Kaum erschwinglich
Dabei ist die Bezeichnung „billig“ durchaus relativ: Diese Kamera kostete 1912 die Summe von 165 Mark. Das durchschnittliche Monatseinkommen betrug in dieser Zeit etwa 120 Mark, so dass Fotografieren seinerzeit für große Bevölkerungsteile kaum erschwinglich war. Trotzdem gab es genügend Interessierte, denn die HEAG II und auch andere Kameras von Ernemann waren weit verbreitet.

Die Kamera ist im April während der Öffnungszeiten des Hinterlandmuseums zu sehen, dienstags bis sonntags und an Feiertagen jeweils von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet für Erwachsene 4 Euro, für Kinder bis 14 Jahren 2,50 Euro.

