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Japaner reisen an, um Ubbelohdes Märchenbilder zu sehen

Die Japaner stehen auf die Märchenzeichnungen „unseres“ Künstlers Otto Ubbelohde. Schon zum 25. Mal seit 1994 ist eine Gruppe von japanischen Märchenforschern unter der Leitung von Prof. Dr. Toshio Ozawa angereist, um sich darüber zu informieren.
1992 hat Professor Ozawa in Japan eine Märchen-Akademie gegründet, die mittlerweile mehrere tausend Mitglieder in Japan zählt. Einmal im Jahr kommt er mit einer Gruppe nach Deutschland und folgt der Märchenstraße. Einer seiner Anlaufpunkte ist dann immer das Landratsamt in Marburg. Außerdem besucht die Gruppe den Rapunzelturm in Wetter-Amönau, der Ubbelohde als Motiv für das in Japan beliebte Rapunzel-Märchen diente, das Ubbelohde-Haus in Goßfelden und auch die Elisabeth-Kirche in Marburg.
„In Japan ist es nicht vorstellbar, dass in einem öffentlichen Gebäude Märchenzeichnungen zu sehen sind“, sagte Dr. Markus Morr, Kulturreferent des Kreises. „Die Tatsache, dass der Landkreis auf verschiedenen Etagen der Kreisverwaltung gut gemachte Kopien der Originale dauerhaft ausstellt, ist für Japaner überraschend, weil die Märchen in Japan eher für das Volkstümliche und die Verwaltungen für den Staat stehen“, erläuterte Morr.

63 japanische Märchenfreunde in ihrem Element.

Interessiert betrachteten also die asiatischen Märchenfreunde die knapp 450 Zeichnungen, die im Landratsamt zu sehen sind und lauschten gebannt den Erläuterungen von Professor Ozawa. Die Originalzeichnungen aus dem Nachlass Otto Ubbelohdes befinden sich im Eigentum des Landkreises, ausgestellt sind jedoch Kopien.

Zeichnungen machen Märchen lebendig

Den Märchenforscher Ozawa begeistert vor allem die detailgenaue Darstellung von Landschaften, Gebäuden oder Personen, die Ubbelohde in seinen Zeichnungen gewählt hat. „Für mich sind es diese Zeichnungen, die die Märchen lebendig machen“, sagte Professor Ozawa.
Das Land Hessen hat die Sammlung der Zeichnungen des Künstlers Otto Ubbelohde (1867 bis 1922) zu den Märchen der Brüder Grimm vor wenigen Wochen auch als national wertvolles Kulturgut anerkannt (wir berichteten darüber) und reiht sich damit ein in die Reihe besonderer Objekte und Kunstgegenstände wie die Himmelsscheibe von Nebra, der römische Pferdekopf von Waldgirmes oder die Gutenbergbibeln.