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Zahngesundheit bei Senioren verbessern: Gesundheitsamt bietet Schulungen an

Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und der Tatsache, dass immer mehr ältere Menschen noch eigene Zähne haben, hat das Gesundheitsamt des Landkreises Marburg-Biedenkopf eine eigene Fortbildungseinheit zum Thema „Zahngesundheit und Mundhygiene bei älteren Menschen entwickelt“. Das Angebot richtet sich an die Mitarbeiter in der Altenpflege. Dr. Thea Hartmann vom Zahnärztlichen Dienst des Gesundheitsamtes hat diese besondere Schulung konzipiert.

Dr. Thea Hartmann, Johannes Lang, und Petra Völkner-Stetefeld, freuen sich über den Ausbau des Schulungsangebots. (Foto: Landkreis)

Unter dem Motto „Gesund im Mund – auch im Alter. Mehr Lebensqualität durch gute Mundhygiene – auch in der Pflege“ haben Fachleute ein doppelstündiges Informationsangebot für angehende und bereits tätige Altenpflegerinnen und Altenpfleger zur Mund- und Prothesenpflege mit zahlreichen Anschauungsmaterialien und praktischen Übungen erarbeitet. Die Schulung ist kostenlos und findet in den Altenpflegeschulen oder Senioreneinrichtungen statt.

Schon sechsmal gebucht

Der Vortrag wurde allen stationären Einrichtungen sowie den Altenpflegeschulen im Landkreis und bis her schon sechs Mal gebucht. „Ich gehe dabei auf die speziellen Anforderungen der Mund- und Prothesenpflege bei Bewohnern von Altenheimen ein und erkläre den Gebrauch von zahlreichen Hilfsmitteln für diesen Bereich“, erläutert Thea Hartmann.
„In der Folge des demografischen Wandels steigt auch der Anteil der Pflegebedürftigen in der Gesellschaft. Sie werden überwiegend im häuslichen Umfeld und zu etwa einem Drittel in Pflegeeinrichtungen versorgt“, erklärte Dr. Birgit Wollenberg, Leiterin des Gesundheitsamtes. Daher richtet sich der Fokus, neben der Verbesserung der Zahngesundheit von Kindern und Jugendlichen, nun auch auf die zahnmedizinische Versorgung der Gruppe der alten, pflege-bedürftigen und behinderten Menschen, so die Amtsärztin.

Prothese nachts ins Glas

„War es früher häufig der totale Zahnersatz, der abends ins Glas gelegt wurde, bleiben heute im Alter immer mehr eigene Zähne erhalten“, erklärt Dr. Hartmann. Nur noch jeder Achte (12,4 Prozent), der 65- bis 74-Jährigen sei heute zahnlos. „Der Rest verfügt im Schnitt über 17 eigene Zähne und oft über aufwendigen prothetischen Zahnersatz“, weiß die Zahnmedizinerin.

Lungenkrank durch schlechte Zahnpflege

Diese enormen Erfolge der Prävention, verbesserter Behandlungsmethoden und eines gewandelten Bewusstseins für die Mundgesundheit könnten jedoch im Falle der Pflegebedürftigkeit schnell ins Gegenteil umschlagen und zu einem Magneten für Probleme im Falle der Pflegebedürftigkeit werden. „War in den mittleren Lebensjahren neu entstehende Karies selten, nehmen wegen erschwerter oder vernachlässigter Mundpflege und der damit einhergehenden höheren Keimbesiedelung der Mundhöhle, die Erkrankungen des Zahnbetts und in der Folge die Zahnhals- und Wurzelkaries wieder stark zu“, erläutert Dr. Hartmann. Und: Auch auf die allgemeine Gesundheit wirke sich vermehrter Zahnbelag aus. Der Zusammenhang zwischen mangelhafter Mundhygiene und Lungenerkrankungen, die unter dem Sammelbegriff COPD („chronic obstructive pulmonary disease“) zusammengefasst werden, gelte als erwiesen.

Prophylaxe für Senioren

Das Angebot des Kreises richtet sich besonders an die Einrichtungen, die noch keinen Kooperationsvertrag mit freien zahnärztlichen Praxen geschlossen haben. Nach Verhandlungen der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung und dem Verband der gesetzlichen Krankenkassen ist es seit 2014 möglich, dass Pflegeheime mit einer oder mehreren zahnärztlichen Praxen Betreuungsverträge abschließen. Diese beinhalten auch die Schulung der Mitarbeitenden und Prophylaxe-Maßnahmen für die Bewohner der Einrichtung. Zurzeit kommt etwa ein Drittel dieser Seniorengruppe in den Genuss dieser zahnärztlichen Betreuungsform – bei steigender Tendenz.