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Trickbetrüger im Landkreis unterwegs: 20.000 Euro Beute

Immer wieder kommt es im Landkreis in gewissen Zeitabständen zu Anrufen der falschen Polizisten, die erfahrungsgemäß europaweit agieren. Die mutmaßlichen Betrüger ziehen im wahrsten Sinne des Wortes wie Heuschrecken über das Land und „grasen“ die einzelnen Landkreise ab. Ins Ziel geraten in der Regel ältere, arglose Menschen.

Neben Bargeld haben die Täter auch Schmuck erbeutet. (Symbolfoto: Anne Edgar)

Obwohl die Polizei nicht müde wird, über die besondere Form des Betruges zu berichten und zu warnen, kommt es leider vereinzelt immer noch dazu, dass sich die ausgesuchten Opfer auf das üble Spiel der Täter einlassen. Am Mittag erhielt eine Seniorin aus demLandkreis den ersten Anruf einer akzentfrei Deutsch sprechenden Frau, die sich als Polizeibeamtin zu erkennen gab. Wieder einmal wurde die bestens bekannte Geschichte aufgetischt.

Tricks und Lügen

Einbrecher seien unterwegs, der Name des Opfers sei auf einem Zettel vermerkt und somit seien die Wertsachen im Haus nicht mehr sicher. Die Betrüger hielten die Rentnerin durch mehrere Telefonate unter Dauerdruck und brachten sie dazu, Angaben über das Vermögen preis zu geben. Letztendlich wurde die Seniorin davon überzeugt, dass die Wertsachen in der Wohnung nicht mehr sicher sind und von der Polizei in Verwahrung genommen werden müssen. Um die Dringlichkeit zu untermauern wurde dem Opfer auch noch suggeriert, Angestellte der Bank würden mit den Einbrechern zusammenarbeiten.

Angeblicher Staatsanwalt

Auch ein angeblicher Staatsanwalt meldete sich, um die „Lügengeschichte“ rund zu machen. Die ältere Frau, die zu absoluten Stillschweigen verpflichtet wurde, erhielt nun konkrete Anweisungen. Wie gefordert, warf sie zwischen 14 und 15 Uhr sämtliche Wertsachen in einer Plastiktüte über den Balkon nach unten. Das Versprechen der „falschen Polizisten“, die Wertsachen zeitnah wieder auszuhändigen, wurde natürlich nicht eingelöst. Der Schwindel flog erst auf, als die Seniorin misstrauisch wurde und gegen 16.30 Uhr bei der Polizeistation Stadtallendorf anrief.

Polizei sucht Zeugen

Die Kriminalpolizei erhofft sich nun Hinweise aus der Bevölkerung und bittet um Mithilfe: Wem sind am Freitag zwischen 12 und zirka 15.00/15.30 Uhr verdächtige Personen und /oder Fahrzeuge in der Straße „Am Bahnhof“ aufgefallen. Insbesondere interessieren sich die Beamten für Kunden eines Restaurants, das in der Sackgasse am Bahnhof ansässig ist. Die Ermittler schließen nicht aus, dass Besucher beim Betreten oder Verlassen der Gaststätte Beobachtungen gemacht haben, die für das Ermittlungsverfahren von Bedeutung sind. Hinweise bitte an die Kriminalpolizei in Marburg. Es wurden Bargeld und Schmuck im Wert von zirka 20.000 Euro erbeutet. Der Fall ereignete sich am 28. September in Stadtallendorf. Die Kriminalpolizei hofft nun auf Zeugenhinweise.

Hinweise der Polizei:

„Seien Sie wachsam, misstrauisch und besprechen sich mit einer Vertrauensperson, bevor Sie überhaupt an eine Abhebung von Bargeld denken oder das daheim gelagerte Geld an Fremde aushändigen“, warnt Polizeisprecher Jürgen Schlick. „Lassen Sie sich am Telefon von den mutmaßlichen Betrügern nicht unter Druck setzen. Geben Sie niemals vertrauliche Informationen preis. Behörden, seriöse Unternehmen agieren nicht in dieser Form und fragen sensible Daten ab. Sollte im Display eine Telefonnummer angezeigt werden, die angeblich auf die Polizei hinweist: Nicht die Wahlwiederholung drücken.“
Die Täter agieren in der Regel mit dem sogenannten „Call ID Spoofing“. Dabei wird im Display des Angerufenen eine Nummer angezeigt, die vortäuscht, die Polizei habe angerufen. Dadurch wollen die mutmaßlichen Täter ihre wahre Identität verschleiern! Die Täter sind in der Lage, jede beliebige Telefonnummer im Display „aufleuchten“ zu lassen. Wählen Sie die Notrufnummer 110 oder die Festnetznummer der zuständigen Polizei, die Sie im Telefonbuch oder über das Internet ermitteln können.

Phänomen falsche Polizeibeamte:

Ältere Menschen werden zunehmend von Unbekannten angerufen, die sich als Polizeibeamte ausgeben und hierbei die Rufnummer örtlicher Polizeidienststellen, des Bundeskriminalamtes oder gar die Rufnummer 110 mit einer Ortsvorwahl im Telefondisplay erscheinen lassen. Die Anrufer manipulieren ihre Opfer, indem sie ihnen überzeugende Geschichten über aktuelle Straftaten erzählen und sie zum vermeintlichen Schutz ihres Eigentums auffordern, Geld oder Wertgegenstände auszuhändigen. Die Tatbegehungsweise dieses europaweiten Phänomens schädigt in erheblichem Maße das Vertrauen der Bürger in den Staat und dessen Institutionen. Unter sehr detailliert geschilderten Vorwänden, wie beispielsweise die Polizei habe Hinweise auf einen geplanten Einbruch beim Geschädigten, gelingt es den Betrügern immer wieder, ihren Opfern mittels geschickter Gesprächsführung glaubwürdig zu vermitteln, dass ihr Geld und ihre Wertsachen zuhause nicht sicher seien. Die Betroffenen werden zu absoluter Verschwiegenheit gegenüber Jedermann verpflichtet.

Andere Masche: Falschgeld

Ein anderer Vorwand ist, dass die Ersparnisse auf untergeschobenes Falschgeld hin überprüft beziehungsweise Spuren gesichert werden müssten. Auch auf die Konten und Bankdepots ihrer Opfer haben es die Betrüger abgesehen. Unter dem Hinweis, Bankmitarbeiter seien korrupt, sollen die Angerufenen ihre Konten und Bankdepots leeren und das Geld übergeben. Reagiert ein Opfer misstrauisch, wird es unter anderem mit dem Hinweis, es behindere eine polizeiliche „Aktion“ unter Druck gesetzt und eingeschüchtert, Auch bei der Übergabe von Geld/Wertsachen gibt es verschiedene Varianten.

Diverse Übergabevarianten

So erfolgt zum Beispiel mit einem sogenannten „Läufer/Abholer“ eine direkte Geldübergabe an der Haustüre des Geschädigten. In anderen Fällen werden die Geschädigten aufgefordert, ihr Bargeld an einem Ablageort (Briefkasten, Mülltonne ect.) zu deponieren. Es kommt aber auch vor, dass Geschädigte aufgefordert werden, per Überweisung oder mit „Money-Transfer-Diensten“ Geld ins Ausland zu überweisen. Nach den polizeilichen Erkenntnissen agieren die Tätergruppierungen in der Regel aus ausländischen Callcentern heraus. Sie sprechen ein nahezu akzentfreies Deutsch und suchen sich ihre Opfer im gesamten Bundesgebiet aus. Die regionalen Abholer befinden sich in Deutschland. Diese übergeben das betrügerisch erlangte Geld an weitere Personen, die den Transfer mittels Überweisungen oder Geldboten in das Ausland veranlassen. Ermittlungen in diesem Deliktsfeld können nur über den Weg der internationalen Rechtshilfe erfolgen und sind meist sehr langwierig.